Dr. Sebastian Baden

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Email: sebastian.baden@netzwerk-terrorismusforschung.org
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Dissertationsprojekt (2014 abgeschlossen)

 

Arbeitstitel:
Das Image des Terrorismus im Kunstsystem
Betreuer:
Prof. Dr. Beat Wyss (HfG Karlsruhe/ SIK | ISEA Zürich)
Prof. Dr. Andreas Böhn (KIT Karlsruhe Institute of Technology, Institut für Literaturwissenschaft)

Abstract:

Aus der Perspektive der Kunstwissenschaft und der Visual Culture Studies richtet die Dissertation ihren Blick auf eine Bild- und Begriffsgeschichte des Terrorismus mit dem Fokus auf Image-Bewegungen zwischen politischer und künstlerischer Praxis. Mittels des mehrdeutigen Gebrauchs von ‚Image’ als Metapher, Bild, Vorstellung und Identitätszeichen wird der komplexe Bedeutungswandel des Begriffs „terrorisme“ verfolgt, der sich zunächst nur auf die Französische Revolution bezog. Heute werden auch Ereignisse wie die Anschläge der RAF in den 1970er Jahren,  der „11. September 2001“ oder das Vorgehen von Gruppierungen wie „Islamischer Staat“ (IS) als Terrorismus bezeichnet. Aufgrund der kommunikologischen Voraussetzung, dass Effekte von „Terrorismus“ an eine Übertragung durch Medien gebunden sind, kann man allgemein von einer terroristischen „Kommunikationsstrategie“ sprechen.

Grundlegend für die Forschung von Sebastian Baden ist die Hypothese, dass der neuzeitliche Terrorismus und das „Kunstsystem“ ihren Ursprung etwa gleichzeitig mit der beginnenden Um- und Unordnung der Moderne und ihren gesellschaftlichen Ausdifferenzierungen haben. Das ancièn régime fand seine Ablösung im régime de terreur und der Hofkünstler des Absolutismus wurde vom Avantgarde-Künstler abgelöst. So scheinen die politischen Revolutionäre und die künstlerischen Avantgarden philosophisch betrachtet durch einen „Bewegungsbegriff“ verbunden, der sich seit der Französischen Revolution 1793 als „Terrorismus“-Metapher auch in der deutschsprachigen Kunstkritik einbürgert hat. Für die Kunst – wie auch für die Populärkultur – stellt das ‚Image’ des Terrorismus seither ein bedeutendes Paradigma dar, das ständig neu verhandelt wird, sei es aus aktuellem politischem Anlass oder aufgrund einer künstlerischen Provokation.

Die Bandbreite der analysierten Bilder und Kunstwerke reicht von der Revolutionsgraphik seit dem späten 18. Jahrhundert über die Wiederkehr aktionistischer Gewalt in der Neo-Avantgarde der Nachkriegszeit bis zum ‚Post-9/11-Image’ in Kunstausstellungen zum Thema Terrorismus seit 2001. Auch die Darstellung sogenannter Terror-Organisationen in den Medien sowie deren eigene ästhetische Praxis werden dabei berücksichtigt.

Durch die Verortung der Bilder des Terrors sowohl in der politischen Ikonographie als auch im Kunstsystem soll gezeigt werden, dass die (Re-)präsentation des Terrorismus in den Massenmedien und seine Image-(Re-)produktion in der Bildenden Kunst spannungsreichen Wechselwirkungen unterliegen, die in Variationen wiederkehren. Anhand von künstlerischen Beispielen, Bildern aus der Populärkultur, Karikaturen und kunsttheoretischen Diskursen zeichnet der Autor die Bildpolitik des modernen „Terrorismus“-Topos bis in die Gegenwart nach.

 

Studium/ Forschungstätigkeit

seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunstwissenschaft & Medientheorie der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

2007-2010 Doktorand und Stipendiat im DFG Graduiertenkolleg „Bild-Körper- Medium. Eine Anthropologische Perspektive“, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Betreuer der Dissertation: Prof. Dr. Beat Wyss Arbeitstitel: „Die Fiktionalisierung des Letalen. Die Ästhetik der Gewalt in der zeitgenössischen Kunst“

2001–2007  Studium der Kunsterziehung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Andreas Slominski, Prof. Olaf Holzapfel und Prof. Anselm Reyle
Studium der Germanistik für Lehramt am Gymnasium an der Universität Karlsruhe, wissenschaftliche Abschlussarbeit zum 1. Staatsexamen: „Schrecken und Spektakel. Künstlerische Avantgarde und der Geist des Terrorismus im 21. Jahrhundert.“
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, betreut von Prof. Dr. Rainer Metzger und Prof. Klaus Theweleit

2004–2005 ERASMUS-Stipendium: Studium der Kunst und Kunsttheorie an der Hochschule der Künste Bern sowie Kunstgeschichte, Soziologie und Islamwissenschaft an der Universität Bern

 

Vorträge

 

2014

Terror und Gegen-Terror. Zum multifunktionalen Einsatz der Popkultur, Freitag, 17. Januar 2014,10 Uhr c.t., Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft (IFTeK), Johannes Gutenberg Universität Mainz, Medienhaus, Wallstr.11, 55122 Mainz, (Vortrag im Rahmen des Seminars „Terrorismus transmedial“, Leitung: Dr. des. Bernd Zywietz)

2013

Pink-Panther in der „Braunen Armee Fraktion“. Der NSU-Terrorismus und die Videokunst,  1. Fachtagung und 13. Workshop des Netzwerk-Terrorismusforschung e.V. (NTF), Terrorismus und Extremismus im Wandel – Das Phänomen des “einsamen Wolfs” (‘lone-wolf’) Radikalisierung im Zeitalter der digitalen Gesellschaft, Universität der Künste, Berlin, 10.-11- Oktober 2013

Images of Terrorism in the „Artworld“, Department of Theory, Transfer LAB, Moholy-Nagy University of Art and Design Budapest (MOME), 25.09.2013

IKONOLOGISMUS. MINDBOMBS, MEME UND GEGENBILDER IN DER TERRORISMUSFORSCHUNG, 12. Workshop des Netzwerk Terrorismusforschung (NTF), 14./15. März 2013 im Arbeitsbereich Internetsoziologie (Institut für zeitbasierte Medien, Fakultät Gestaltung) der Universität der Künste Berlin

2012

“Back September (2003)”. Skype-Interview mit dem Künstler Christoph Draeger über seine Videoinstallation zum Olympia-Attentat 1972 in München. 11. Workshop des Netzwerk-Terrorismusforschung, Universität der Bundeswehr, München, 30.08.-01.09.2012

2011

“Black September in München. Zur Selbst- und Re-Inszenierung des Terrorismus im Film bei Steven Spielberg und in der Kunst bei Christoph Draeger.” Kino Babylon/ Rosa-Luxemburg Platz Berlin.
Begleitprogramm zur Ausstellung „unheimlich vertraut . Bilder vom Terror“ bei C/O Berlin (10.09.–4.12.2011)

2010

„Hinter sicheren Mauern. Politische Kunst und die Kulturpolitik am Beispiel von Kunstausstellungen zum Terrorismus“, Symposium der Guernica-Gesellschaft am Institut für Kunstgeschichte des KIT | Karlsruhe Institut of Technology, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 4.-5. Nov. 2010.

“Die Produktion subversiver Bilder und die Struktur des Kunstmarktes”, Global Studies: Kunst und visuelle Medien heute; ZKM Sommerakademie | Symposium im ZKM_Medientheater, Karlsruhe

„Die Fiktionalisierung des Letalen. Strategien der Gewaltdarstellung in der Gegenwartskunst.“ Doktorandenkolloquium des Schweizerischen Institut für Kunstgeschichte (SIK-ISEA) und des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Zürich, 24. Oktober 2009

2009

„Erlöserschablonen“, Institut für Philosophie, 13.-14. Mai, Universidad Autonoma de Madrid

2008 

„When watching television, you never die“, 20. August, Platform Garanti, Istanbul.

„Dangerous Traces. Following the Imagination of Destruction“; Graduate Student Conference „Traveling in War Zones“, Columbia University, Department of Germanic Languages and Literatures, March 7 & 8, 2008, New York

2007 

„Modellcatastrophies and the puzzle of perception. Concerning the art of destruction in the works by Christoph Draeger“, Graduate Student Conference „(Mis)speaking the END“, at Cornell University/ Ithaca/ NY, USA, Feb 26-28, 2007.

 

Veröffentlichungen (Auswahl)

 

2014

Nils Husmann, Sebastian Baden: Das Bild als Terrorwaffe? In: Chrismon. Das evangelische Magazin 12.2014, S. 7-8.(PDF)

URL: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2014/das-bild-als-terrorwaffe-30618

 

Der NSU Terrorismus und das Erbe der Neo-Avantgarde. In: Ausst.-Kat. Henrike Naumann: „The effects can last forever“, hg. v. Goldrausch Künstlerinnenprojekt art IT, Berlin 2014.

Shooting History. Swiss artist Christoph Draeger discusses the re-enactment of terrorism in his video installation “Black September“ (2002). Skype video-interview at Universität der Bundeswehr (University of the German Army), Munich/Germany, August 31st 2012, Introduction and interview. In: Imaginations. Journal of Cross-Cultural Image Studies, Issue 5-2, 2014, The Aesthetics of Violence: Terrorism and its Legacy in German Visual Culture, hg. v. Maria Stehle, Noah Soltau, Eric Johnson, Anja Katharina Seiler. URL: http://www3.csj.ualberta.ca/imaginations/?p=5960

PDF: Imaginations5.2.Full_

2013

“Terrorsprech” – Die neue LTI (Lingua Terroris Imperii) in der Sprachkritik der Online-Lexikon Parodie Uncyclopedia//Jazyk professional’noj kommunikacii v uslovijah mezhkul’- turnogo dialoga. Kollektivnaja monografija; M-vo obr. i nauki RF, FGBOU VPO «Tamb.gos. un-t im. G.R.Derzhavina» [otv. red. O.A. Dronova]. Tambov: Izd-vo TROO «Biznes-Nauka-Obshhestvo», Tambov 2013, S. 14-35.

MUSEALISIERUNG DES TERRORS. ANTIFASCHISTISCHER WIDERSTAND UND DIE GENERATION RAF IM BADISCHEN KUNSTVEREIN KARLSRUHE. In: Munitionsfabrik 22, hg. v. Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe 2013, S. 164-197.

2012

Geld oder Leben! Zur revolutionären Ökonomie des Kunstsystems. In: Kultur und Management – Eine Annäherung, hg. v. Raphaela Henze, Heidelberg, Wiesbaden, 2012.

2011

KUNST! kommt cool. Zum Einsatz der Kunst als modischem Impuls im Marketing des Fashion-Design bei Breuninger, MANOR und American Apparel. In: Munitionsfabrik 21, hg. v. Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe 2011.

2010

„Erlöserschablonen – Nachbilder des Terrorismus in der Kunst“, in: Martin
Schulz, Beat Wyss (Hrsg.): Techniken des Bildes, München 2010, S. 145 –
162.

Bazon Brock: Besucherschule an der documenta 6, in: Record Again. 40
Jahre Videokunst.de Teil 2, hg. v. Christoph Blase, Peter Weibel.
Chicks on Speed. Extended Paintbrush, in: Record Again. 40 Jahre
Videokunst.de Teil 2, hg. v. Christoph Blase, Peter Weibel.
2008
(Hrsg.): Terminator – die Möglichkeit des Endes. Bewältigung und Zerstörung als kreative Prozesse in Bildender Kunst, Literatur und Musik, Karlsruhe/ Bern/ Berlin 2006; darin: Terrorkunst: Die ästhetische Distanz zur Katastrophe.

2007
„Orgien! Orgien! Wir wollen Orgien!“ Zur Tragödie der Avantgarde. In: Munitionsfabrik 19, hrsg. v. Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

Modellkatastrophen und das Puzzle der Rezeption. Zur Zerstörung im Werk von Christoph Draeger. In: Andreas Böhn und Christine Mielke: Die zerstörte Stadt. Mediale Repräsentationen urbaner Räume von Troja bis Sim City, Bielefeld 2007.

Zwischen Idylle und Katastrophe. In: Munitionsfabrik 17, hg. v. Katharina Neuburger und Jörg Scheller, HfG Karlsruhe 2007.

2006
Schnittstellen-Shortcuts. Videokunst im Oberstufenunterricht. In: Film, Video und Fotografie in der Schule. Fünf Unterrichtseinheiten zu den Künstlern Thomas Demand, Stan Douglas, Asta Gröting, Birgit Hein, Christian Jankowski, hg. v. Siemens Arts Program, München 2006, S. 88-109.